Ein Rundgang durch die heutige Marienkirche

Ein Rundgang durch die heutige Marienkirche

Als am Sonntag, dem 20. Mai 1979, der damalige Bischofsvikar von Hannover, Weihbischof Heinrich Pachowiak, die Konsekration des neuen Altares vornahm, wurde mit dieser feierlichen Handlung die Renovierung und Innenneugestaltung der St. Marienkirche in Hannover beendet. Dem Raum ein neues Gesicht zu verleihen war als nicht leicht zu lösende Aufgabe dem Künstler Heinrich Gerhard Bücker aus Beckum-Vellern übertragen worden.

Für die Grundkonzeption der Neugestaltung war vorrangig die Basisentscheidung der Farbgebung des gesamten Raumes. War die vorherrschende Farbe der nach dem Kriege neu aufgebauten Kirche aufgrund der verwendeten Materialien ein flirrendes Grau, hervorgerufen durch Waschbeton, grobverputzte Wandflächen und mit Industrieglas versehene breite Fensterbänder, was alles zusammengenommen, wohl auch beabsichtigt wegen der örtlichen Lage der Kirche (Nähe zu den Conti-Werken), fast einen Werkshallencharakter ausmachte, so sollten die geputzten Flächen einerseits durch ihr Pompejanisch-Rot Wärme vermitteln, wobei die Waschbetonteile der Säulen nur leicht gesäubert wurden und somit den großen Anteil der rotgetönten Wände rhythmisieren. Wesentlich zum Gesamtraumeindruck tragen die neuen Verglasungen der Fenster bei:

H.G. Bücker wählte für die werkhallenartigen Fenster ein Antikglas, das wie angeschmaucht die Skalenbreite der Farbwerte von weiß bis dunkelgrau ausnutzt, wobei als farbliche Akzente grobgebrochene Glasstäbe in verschiedensten Blaugruppierungen horizontal in die Fenster eingesetzt wurden. Das Tageslichtspiel läßt durch die erzielte Prismenwirkung die blauen Farbwerte unterschiedlich stark aufleuchten. Wer den Kirchenraum betritt, soll durch die vorherrschenden Rottöne Wärme der Geborgenheit in dem relativ großen und sehr hohen Raum vermittelt bekommen. Die neutral bis kalten Farbwerte der Fenster sollen dem Besucher helfen, in diesem Raum zur besinnlichen Ruhe zu finden.

Ist die Marienkirche nach dem Typus der Hallenbasilika konzipiert, wird das Auge des Besuchers von der hochaufragenden Chorwand, die wenig entfernt von der den ganzen Raum durchlaufenden Kassettendecke nur durchbrochen wird durch kleine schmale buntverglaste Rundbogenfenster, gefangengenommen. Das KreuzUm hier dem Betrachter den stärksten und wesentlichsten Akzent zu vermitteln, hing Bücker frei ein in Gold gerändertes Mooreichenkreuz mit einem feuervergoldeten lebensgroßen Korpus auf. Die ausgezackten Kreuzenden sind besonders betont durch aufgesetzte geschliffene Versteinerungen. Eine wesentliche Aufgabe für den Künstler bestand darin, den sehr weiten Chorraum entsprechend der stattgehabten Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils neu zu konzipieren. Ist die geistliche Mitte des Kirchenraumes und der gesamten Gemeinde der Altar, der nach klassischer Weise bei der Konsekration zum Reliquiengrab wurde, so kommt in St. Marien noch ein zweiter Fixierungspunkt hinzu: das etwas von den ursprünglichen Chorstufen entfernt gelegene Grab des Kirchenstifters Ludwig Windthorst, dem die Mariengemeinde letztendlich ihre Existenz verdankt. Dieses Grab wurde mit einer neuen hellpolierten quadratischen Bronzetafel bedeckt und die Chorstufen spitz zulaufend auf dieses Grab vorgezogen. Dieses neue geometrische Element unterbricht die in Überzahl vorhandenen Rechteckformen, des Baues, in dem sie von der Chormitte des Altares auf das Stiftergrab hinführen und weisen. Das Ensemble von Altar, Ambo, Tabernakelstelle, Postament der Madonna, Postament des Osterleuchters sowie der unter den neuen bronzenen Apostelleuchtern rautenförmig angebrachten Salbsteine ist aus hellem Travertin gefertigt. Der AltarDer Stipes des Altares wächst wuchtig aus dem Boden und verbreitert sich noch einmal um das gleich Maß zur Mensa: Der Altar wirkt wie die steingewordene Haltung der Beter an ihm. Eine sechseckige Stelle, dem Altar zur Seite gesetzt, betont als Alternative zur horizontalen Wirkung des Altares die vertikale Ausrichtung. Wenn diese Stelle den Tabernakel aufnimmt, verbindet sie die Zeichen des Sakramentes Himmel und Erde, in Gegenbewegung gleichsam eine neutestamentarische Jakobsleiter. Der Tabernakelschrein ist Innen und Außen mattvergoldet und für Bücker typisch außen mit zwei symetrisch angeordneten Achatscheiben verziert.

Die senkrechten Innenwände sind ebenfalls mit polierten Achatscheiben verziert, so daß sich bei geöffnetem Zustand das Bild eines kostbaren Schreines zur Bergung der heiligen Eucharistie bietet: eine glückliche Lösung, daß sich der Schmuck des Tabernakels nicht wie in den meisten Fällen nur auf die Schauseite beschränkt, sondern seine Funktion erst im geöffnetem Gerät voll erschließt. Dem Tabernakel zugeordnet ist ein schlichter Tombakleuchter mit Bergkristallen verziert, der das glasklare Ewiglicht trägt. Formal aus der Tabernakelstele hergeleitet ist die recht einfache Gestaltung des Ambos. Wortverkündigung, Eucharistisches Mahl und Aufbewahrungsort der Eucharistie sind so zu einer Einheit zusammengebunden. Die Chorraumausstattung wird ergänzt von einer Reihe archaisch wirkender Sedilien, wobei hier das Problem der Gestaltung des Priestersitzes völlig außer acht gelassen wurde. Aus gleichem Material ist die Kredenz gefertigt.

Die im Krieg bis auf den Turm völlig zerstörte Marienkirche findet in einigen Überresten ihr ehrendes Gedenken. Der alte Taufstein wurde restauriert und aus dem Eingangsbereich der Kirche, jetzt kaum noch sichtbar, hinter dem neuen Altar in Chorwandnähe wiedererrichtet, wobei der alte Deckel nicht wiederverwendet wurde. Der ebenfalls erhaltene metallene Osterleuchter wurde den Chormaßen entsprechend auf einen Traventinsockel gesetzt und bildet in seiner Höhenwirkung mit der aufragenden Osterkerze ein Pendant zur Tabernakelstele.

Vier Evangelistenfiguren, in Riemenschneider-Art geschnitzt, von der alten Kanzel stammend, wurden an der Stirnwand des linken Seitenschiffes wie eine Alterretabel über einem großen Glaskasten angebracht, der die Großausgabe der Bückerbibel von 1965 "Bilder des Heiles" dem Betrachter darbietet. An der Stirnseite des rechten Seitenschiffes birgt auf dunkelroter Ripsseide ein rechteckiger verglaster Messingkasten handgroße Schnitzfigürchen, alttestamentarische Gestalten darstellend, die aus dem Säulen- und Fialenwerk des Tabernakels des alten Hochaltares stammen.

Einige Zeit nach der Renovierung von 1979 konnten die restaurierten Kreuzwegstationen, mittelalterlichen Vorbildern nachempfunden, die ebenfalls zur Altausstattung gehörten, wieder aufgehängt werden. Sie fügen eine reizende Komponente zur Gestaltung vor allem der Seitenschiffe hinzu.

Die GottesmutterTitelpatronin der Kirche ist die Gottesmutter. Ihre ebenfalls aus der alten Kirche stammende Figur wurde mutig starkfarbig restauriert und bietet sich an zentraler Stelle dem Beter in ihrem neuen farbigen Glanz dar. Eine Serie von modernen tiefgehängten Kristallzylindern löst das Beleuchtungsproblem des großen Raumes. Moderne Beichtstühle wurden links und rechts des Zugangs zum Gemeindeschiff unter die Orgelempore plaziert. Sie bieten dem Beichtgespräch wie der klassischen Beichtform Möglichkeiten. Eine kleinere mittelalterliche Pietà fand eine reizvolle Aufstellung in einer dem Turmraum angegliederten Kapelle. Diese und die seitlichen Zugangsräume haben als Lichtspender Bullaugenfenster: in Beton eingelassene verschiedene blaufarbige, grobgebrochene und eng aneinandergesetzte Glasstäbe vermitteln hier besonders intensiv gefärbtes Licht von einer geheimnisvollen Wirkung.

Wer eines der Metallportale öffnen will, nimmt als Türgriff einen grobgeformten Fisch in die Hand, das vielschichtige alte Symbol, das an den Herrn dieses Hauses gemahnt: Jesus Christus.

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